Die Geschichte vom Pfarrhaus und die Geschichten von Töchtern und Söhnen aus dem Pfarrhaus
Es ist die Keimzelle der evangelischen Gemeinden - das Pfarrhaus. Und was bedeutet das? Ist es heute noch ein Lebens- oder Gesellschaftsentwurf? Sind die Sprösslinge aus diesen Familien anders? Oder ist es schlicht Zufall, dass aus solchen Verhältnissen mal ein Arzt, mal eine Terroristin und mal eine Kanzlerin erwächst? 150 Jahre evangelische Gemeinden in Neuss sind für die Volkshochschule Neuss und die beiden Historiker Volker Woschnik und Jan Wucherpfennig Anlass genug, diese kleinste Einheit der Gemeinde, das Pfarrhaus, an zwei Abendveranstaltungen zu beleuchten. Neben den Vorträgen hoffen die Veranstalter auf eine lebhafte Beteiligung des Publikums - denn auf ihre Meinung kommt es an.
Teil 1: Das Pfarrhaus früher und heute - Auslaufmodell oder Alternative
Traditionell
bildet das Pfarrhaus und damit die Pfarrerfamilie die geistige und
geistliche Einheit einer evangelischen Kirchengemeinde. Typisch für diese
Lebensform und den Beruf des Pfarrers oder der Pfarrerin ist die
Nicht-Trennung von Arbeit und Leben. Sie beruht letztlich auf der
Grundlegung des allgemeinen Berufsbegriffs aus der Reformationszeit.
Und heute? Ist so ein Lebens- und Berufsmodell mit den darin erhaltenen
christlichen und kulturellen Vorstellungen noch gesellschaftsfähig? Oder
gerade wieder? Wie verlief die Entwicklung im geteilten Deutschland? Welche
Vorbilder gibt es heute, die wir alle kennen und die auch tatsächlich
Vorbildcharakter besitzen? Um dieser letzten Frage auf den Grund zu gehen,
wollen wir die Geschichten von Angela Merkel und Johannes Rau als Prominente
Kinder aus dem Pfarrhaus vorstellen.
Teil 2:
Sind sie anders, die Töchter und Söhne aus Pfarrhäusern?
An diesem
Abend wollen wir möglichst viele und möglichst unterschiedlich Sprösslinge
aus den Häusern Gottes vorstellen, so unter anderem Elke Heidenreich, Hans
W. Geißendörfer, Sarah Käßmann, Tochter der Bischöfin Margot Käßmann.
Interessant auch, was die Schriftstellerin Gabriele Wohmann 1982 und 2006
zum Thema Pfarrhaus sagte und sagt. Und auch das gehört dazu: Zwar stammen
sie aus unterschiedlichen Epochen, aber sie sind ebenfalls Pfarrhauskinder -
Menschen wie Albert Schweitzer auf der einen, und Menschen wie Horst Wessel
und Gudrun Ensslin auf der anderen Seite. Sie sehen schon, wir wollen kein
romantisch verklärtes Bild der Pfarrhäuser zeichnen. Vielmehr möchten wir
auch anhand dieser Provokanten Gegenüberstellung mit ihnen diskutieren, ob
sie tatsächlich anders sind oder ob die Zufälle des Lebens die Kinder aus
den Pfarrhäusern geprägt haben.