Das Düsseldorfer Kommödchen

 

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erwacht auch in Düsseldorf die Theater- und Kleinkunstszene langsam wieder zum Leben. So gründet Günter Ebert das Kabarett „Wäscheleine“ und holt seinen Schulfreund, den Politikstudenten Kay Lorentz und dessen Frau, die Geschichtsstudentin Lore, nach Düsseldorf – er als Geschäftsführer, sie als Kassenführerin. Als dann eine Diseuse ausfällt, springt Lore für sie ein, mit Erfolg.

Doch schnell faßt man in „Fattys Atelier“ den Entschluß zur Gründung eines eigenen Kabaretts in der Hunsrückenstraße 20. Als Anfangskapital dient die Leica von Kay Lorentz und zwei Dutzend Silberlöffel, die man in 36 Stangen amerikanische Zigaretten umtauscht, von denen Baumaterial zum Auf- und Ausbau des Lokals besorgt werden. Am 29. März 1947 wird das „Kom(m)ödchen“ mit dem Programm „Positiv dagegen“ eröffnet.

Bereits nach zehn Wochen folgen zwei weitere Programme, „Rationen unverändert“ im Lokal an der Hunsrückenstraße und „Im Westen nichts Neues“ im Restaurant „Mutter Ey“. Man setzt in den Programmen auf humanistische Bildungsgüter. Mit scharfem Biß kommentieren Gestalten wie Wilhelm Tell, Karl Moor, Don Quichote oder auch Voltaire aktuelle Geschehnisse. Geistig und formales Profil gewann das Kom(m)ödchen endgültig mit dem Beitritt der Autoren Dr. Günther Goerke alias Martin Morlock und dem unvergessenen Dr. Eckart Hachfeld. Mit der Endgültigkeit der deutschen Teilung durch den Entschluß eine Wehrmacht aufzubauen, wurden die Programme des Ensembles konkreter.

Mittlerweile durch Auftritte in der Schweiz. England und Holland, später auch den USA anerkannt, werden die Programme auch im Fernsehen ausgestrahlt. In den Jahren 1959 und 1965 jedoch werden sie, da politisch unbequem, nicht gesendet.

Am 29. März 1967 zieht das Kom(m)ödchen in das Gebäude der Kunsthalle um. Mit Beginn der Großen Koalition und später mit der Regierung Brandt gerät das Kabarett in eine große Krise, aus der es sich erst langsam erholt. 1976 soll das Ehepaar Lorentz das Bundesverdienstkreuz verliehen werden, welches sie jedoch ablehnen. In der Folgezeit wachsen im Kom(m)ödchen Talente heran, die später auch im Fernsehen Karriere machen sollten: Nach Ernst Hilbich, der 13 Jahre am Kom(m)ödchen tätig war, waren dies auch Harald Schmidt, Jochen Busse, Hugo Egon Balder und Thomas Freitag.

Kay Lorentz stirbt im Januar 1993 kurz vor seinem 73. Geburtstag, seine Frau übernimmt die alleinige Leitung der Bühne, Geschäftsführer wird Sohn Kay Sebastian. Dann, am 22. Januar 1994, stirbt auch Lore Lorentz, die große alte Dame des deutschen Kabaretts, das Kom(m)ödchen aber lebt weiter.

Mit einer "Leica" gründeten sie das Kommödchen:
Kay und Lore Lorentz