Die Düsseldorfer Stadterweiterung von 1710

 

„Quod felix faustumque sit Johannes Wilhelmus elector ac archidapifer S.R. Imp. Etc pro extruendis moenibus novae civitatis Dusseldorpii primum lapidem posuit prima die aprilis anno salutes millesimo septibentesimo decimo“.

(Was gut und günstig, glücklich und gedeihlich sei, Johann Wilhelm, des Heiligen Römischen Reiches (Deutscher Nation) Kurfürst und Erztruchseß etc. legte den ersten Stein für die zu erweiternden Mauern der neuen Düsseldorfer Bürgerschaft. Am ersten Tag des April im Jahre des Heils 1710.)

Zu Zeiten Johann Wilhelms hatte die Stadt Düsseldorf rund 8500 Einwohner, und diese Zahl wuchs stetig. Dies war nicht zuletzt das Verdienst des Kurfürsten selbst, zog doch der Glanz seines Hofes immer mehr Ansiedler nach Düsseldorf. So herrschte bereits vor 1699 eine rege Bautätigkeit in Düsseldorf, u.a. wurde die Wallstraße angelegt. Doch diese Bautätigkeit sollte noch durch die von Johann Wilhelm geplante Stadterweiterung übertroffen werden. Durch sie sollte sich das Stadtgebiet in Richtung Süden bis zum heutigen Fürstenwall um das Dreifache erweitern. Zwingende Gründe für eine Stadterweiterung dieses Ausmaßes gab es nicht, lediglich das Bestreben Johann Wilhelms, seiner Residenzstadt einen seiner Sebstdarstellung dienenden Charakter zu geben, mag Grund gewesen sein. Der Beschluß des Kurfürsten, die Stadt zu „extendieren und in einem besonderen flœur“ zu bringen, war gefaßt. 1688 wurde der Befehl erlassen, die Stadt umgehend um 100 Morgen zu erweitern. So erwarb Johann Wilhelm in den Jahren 1692 bis 1698 für 80000 Reichstaler Land für eine „Extension“ im Süden der Stadt, die den Umfang des Befestigungsrings mehr als verdreifachen sollte. Architekt dieser Erweiterung war Michael Cagnon, der seit 1680 im Dienste des Kurfürsten stand. Seine Planung sah eine großräumige Stadterweiterung bis etwa zur heutigen Gladbacher Straße im Süden und über die Königsallee im Osten hinaus vor. Die Neustadt sollte an das Straßennetz der alten Stadt angebunden werden. Um nun die Bürger zu motivieren, die Neustadt zu besiedeln, verbreitete Johann Wilhelm am 13. Juni 1699 ein Patent, welches den Ansiedlern u.a. unentgeltliche Bauplätze, Zollfreiheit und dreißigjährige Steuerbefreiung versprach. Doch der erhoffte Zustrom blieb aus. 1709 versuchte der Kurfürst erneut, die Besiedlung der Neustadt zu forcieren. Ein neues Freiheitspatent besagte, daß er den Entschluß gefaßt habe, in der Neustadt ein neues Schloß zu bauen. Doch kam es nie zu solch einem Schloßbau.

1710 wurde mit der Errichtung der Umfassungsmauer begonnen. Doch trotz aller Bemühungen ging die Besiedlung der Neustadt nur schleppend voran.

Beim Tode Johann Wilhelms standen auf der Neußer Straße, der Hauptstraße der Neustadt, lediglich 36-38 Häuser. Anstelle des geplanten Schlosses wurden das Hubertusstift, die Kaserne und das Proviantamt errichtet. Die Neustadt war erst Mitte des 19. Jahrhunderts in dem Maße besiedelt, wie es Johann Wilhelm vorgeschwebt hatte.