Adolf Hitler im Industrieclub

 

Am 27.1.1932 hielt Adolf Hitler im Industrieclub zu Düsseldorf eine Rede. Er war nach dem Sozialdemokraten Hans Cohen-Reus, einem Mitglied des Reichswirtschaftsrates, erst der zweite Parteipolitiker, dem dies gestattet wurde. Es geschah dies auf Anregung Fritz Thyssens, der über Rudolf Hess mit der NSDAP in engem Kontakt stand und am Auftritt von Cohen-Reuss Anstoß genommen hatte. So schlug er vor, auch ein Mitglied der NSDAP zu Wort kommen zu lassen. Jedoch hatte er dabei nicht an Adolf Hitler gedacht, sondern an den Initiator des „Gaues Ruhr“, Gregor Strasser. Hitler sah jedoch die Chance, sich bei führenden Vertretern der Schwerindustrie Gehör und Rückhalt zu verschaffen, und drängte sich Thyssen auf. Zugegen waren Fabrikanten, Kaufleute, Bankiers und Beamte aus Düsseldorf und Umgebung.

Der Auftritt Hitlers rief in der Öffentlichkeit reges Interesse hervor, so dass die Veranstaltung in den Ballraum des Parkhotels verlegt werden musste. Da dieser von Sozialisten und Kommunisten boykottiert wurde, musste Hitler durch einen Seiteneingang hineinkommen. Er wurde von Oberbürgermeister Dr. Robert Lehr, einem Mitglied der DNVP, eingeführt.

In seiner mit vielen politischen, ökonomischen und nationalistischen Floskeln gespickten Rede gelang es Hitler, an die Ängste und Befürchtungen der Zuhörer zu rühren.

Er stellte Not und Krise Deutschlands heraus und nahm sich der Sorgen der Unternehmer an, die um das Überleben ihrer Firmen kämpften und bangten. Das Privateigentum, so Hitler, sei unantastbar und jede Form staatlicher Planwirtschaft abzulehnen.

Gerade mit diesem Punkt gelang es ihm, Teile der Zuhörerschaft auf seine Seite zu ziehen, hatte doch Reichskanzler Brüning unter anderem die Kartellpreise gesenkt, und so in der Unternehmerschaft den Verdacht erweckt, dass der Staat von nun an gewillt sei, immer stärker in die Wirtschaft einzugreifen. Da sich die Wirtschaftslage in den vergangenen Monaten verschlechtert hatte, war es verständlich, dass die Wirtschaft zusehends das Vertrauen zu der vom Zentrum getragenen und der SPD gestützten Regierung verlor. Hitler warnte vor der sozialistischen Revolution und der Gefahr des Bolschewismus. Für ihn sei es undenkbar, ein starkes Deutschland zu schaffen, solange 50% der Bürger bolschewistisch seien, die anderen 50% national. Diese Frage müsse gelöst werden. Eine Regeneration des Volkes sei vonnöten, indem schädliche Elemente auszuschalten seien.

Dass zu diesen schädlichen Elementen seiner Meinung nach auch Juden gehörten, verschwieg er, da sich unter den Zuhörern auch Juden befanden.

Die Besucher nahmen die Rede freundlich, aber nicht überschwänglich auf. Obwohl die Rede keine konkreten Vorschläge enthielt, wie die Probleme des Reiches zu lösen seien, war es Hitler doch gelungen, sich als zuverlässigen, politischen Bündnispartner zu empfehlen, der in der Lage schien, die Gefahr des Bolschewismus zu zerschlagen. Die NSDAP machte er mit seinem Auftritt in Düsseldorf salonfähig.